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Körper und Körperlichkeit sind omnipräsente Themen der Kunst und werden so auch im Medium der Malerei verhandelt. Für Björn Knapp, Absolvent der Kunstakademie Düsseldorf, bilden sie den Fokus seiner künstlerischen Arbeit und seines malerischen Interesses. Farbige, fleischige Flächen erstrecken sich über die Leinwand und begegnen ihren Betrachtenden. Doch die dargestellten Körper sind in ihrer Gestalt weder Repräsentation noch Referenz. Vielmehr stellen sie die Frage nach einer Verschiebung,Veränderung des Blickes. Wie schauen wir auf Körper, mit welcher Sensibilität setzen wir uns mit ihnen auseinander? Der eigenen Position als weißer, männlicher Maler bewusst, bedient sich Björn Knapp nicht der etablierten Narrative der Kunstgeschichte, sondern hat das Bedürfnis, neue unbelegte Körper zu zeigen. Figuren und Formen, die nicht den male gaze reproduzieren, sondern eine neue Körperlichkeit suggerieren, statt sich

des historischen Kanons zu bedienen. Dennoch greift der Künstler auf einen bestehenden Bildfundus als Grundlage für seinen Schaffensprozess zurück.

Dieser speist sich allerdings nicht aus kunsthistorisch codierten Vorlagen, sondern eigenen, meist spontan entstandenen Aufnahmen von Körperteilen, Räumen oder Landschaften. Durch die anschliessende Bearbeitung werden die Bildelemente dekontextualisiert und dekonstruiert, um daraufhin re-arrangiert zu werden. Als lose Sammlung von fotografischen Skizzen bilden sie den Ausgangspunkt für die malerischen Motive. Anhand der Anordnung der Linien und farblichen Abstufungen entstehen die Andeutung einer Silhouette und die Fleischlichkeit von Körpern. Auf spezifische Attribute und charakterliche Merkmale wird weitgehend verzichtet, um die Interpretation möglicher Repräsentationen zu vermeiden und das Dargestellte zu entpersonifizieren – folglich bleibt die konkrete Darstellung von Gesichtszügen aus. Die Kontur des Korpus steht wortwörtlich im Vordergrund, ebenso wie seine gedeckte, klare Farbgebung. Umgeben wird dieser von einem nicht körperlichen Raum, der Idee eines blauen Himmels oder der Erinnerung an grüne Wiesen und Wälder.

Obschon durch die Abbildung von Körpern in der Natur ein klassisches Thema der akademischen Malerei aufgegriffen wird, versucht sich die Malerei von Björn Knapp, von der kunsthistorischen Tradition zu lösen und den gängigen Darstellungsformen etwas entgegenzusetzen. Es geht niemals um die Romantisierung von Landschaft oder Körperlichkeit. Vielmehr sind es das Erproben einer neuen Betrachtungsweise und der Entwurf eines Körpers, der sich vorgefertigter Bedeutungsebenen und Lesarten entzieht, was den Düsseldorfer Künstler zu dieser konstanten Auseinandersetzung motiviert.

Pina Bendfeld

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